Junger Unternehmer mischt Modehandel auf

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Wer Alexander Conrad noch nicht kennt und ihn zum ersten Mal trifft, könnte glauben, er sei an den Falschen geraten. So jung und schon Inhaber eines renommierten Modegeschäft? Und bald will er noch ein zweites übernehmen? „Ja, manchmal kann ich es selbst noch nicht so recht glauben“, strahlt der Mann, der gerade mal 27 Lenze zählt. Also etwa halb so alt wie die Platzhirsche der Branche in Trier. Und noch nicht einmal zwei Jahre im Beruf.
Ebenso beispiellos ist die Vorgeschichte. Jung-Alex, „in Trierweiler aufgewachsener echter Trierer Jung’“ , macht erst mal eine Lehre als Nutzfahrzeugmechaniker: „Ich bin autobegeistert und mit meinem umgebauten Golf GTI oft auf der Nürburgring-Nordschleife unterwegs.“ Doch dann sattelt er um und absolviert eine schulische Einzelhandelsausbildung – und wird im Stadtteil Ruwer Wohnungsmieter von Gertraud Burgdorf.
Die heute 72-Jährige hat 1987 das Herrenmoden-Fachgeschäft Felice am Trierer Kornmarkt eröffnet und bietet Conrad dort ein Praktikum an. Der ist immer noch hellauf begeistert: „Eine Initialzündung für mich. Ich war gleich Feuer und Flamme.“ Und Gertraud Burgdorf ihr Nachfolger-Problem ebenso los wie die Sorge, dass das Kapitel Felice „einfach so enden würde. Das wäre für mich jammerschade und kein guter Einstieg in den Ruhestand gewesen.“
Der junge Quereinsteiger übernahm zum 1. Januar 2020 das Geschäft mit einem Tatendrang, den nicht einmal Corona-Lockdowns bremsen können. Dass sein dreiköpfiges Damen-Team (anderthalb Stellen plus eine Minijobberin) gut durch die Krise gekommen ist, habe man nicht zuletzt den vielen Stammkunden zu verdanken: „Die haben uns die Treue gehalten.“


Und neue Kunden sind hinzugekommen, darunter Vater Markus und Großvater Claus, ihres Zeichen Werbetechnik-Hersteller: „Die sind in Punkto Selbstständigkeit auch gute Vorbilder.“
Conrads zweiter Coup: Im Januar wird er Constanca-Moden über- nehmen. Und damit ein weiteres renommiertes Fachgeschäft erhalten. „Ich habe von der aus gesundheitlichen Gründen geplanten Schließung erfahren und gedacht: Das darf nicht sein. Inhabergeführte Lä- den machen doch den besonderen Reiz des Trierer Einzelhandels aus.“
Neben Herren- (auf knapp 50 Quadratmetern Verkaufsfläche) nun auch noch Damenmode (300 Quadratmeter), beides im gehobenen Segment. Alexander Conrad traut sich den Sprung und den Spagat zu – „weil meine Bank mitspielt und meine tolle Partnerin Sarah mich weiterhin unterstützt“.
Conrad hat große Pläne: Die nur 300 Meter voneinander entfernten Geschäfte sollen ein „Facelifting“ erhalten, fürs Constanca-Team sucht er gar noch Verstärkung. „Selbstverständlich“ wolle er der City-Intiative beitreten, „weil wir Händler gemeinsam mehr erreichen können“.
Dass er keine Markenprodukte, sondern „Qualitätsware von kleinen Familienunternehmen aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz“ anbietet, schlägt sich im Preis nieder. Dennoch will Conrad „offen für alle sein, die sich für Mode interessieren, und überzeugen“.
Also ganz anders, als es ihm ein- mal ergangen sei. Alexander Conrad: „Ich wollte in einem bekannten Geschäft eine Weste passend zum Sakko kaufen und dafür bis zu 80 Euro ausgeben. Da hat mich der Verkäufer von oben bis unten ab- fällig gemustert und gesagt: ‚Mit so billigem Kram geben wir uns nicht ab’, und mich dann einfach stehen lassen. Damals war ich stinksauer. Heute sehe ich das als Motivation an: So soll bei uns kein Kunde behandelt werden.“